Gras- und Getreideborsten sind nicht immer harmlos

Der Hund schüttelt dauernd den Kopf oder leckt in einem fort die Pfote, er niest immer wieder heftig oder reibt sich ständig ein Auge. Zeigen Vierbeiner solche Symptome, besteht der Verdacht, dass sie sich eine oder mehrere Grannen eingefangen haben – und in die Hände eines Tierarztes gehören. Denn die „Haare“ oder „Borsten“, die an der Spitze von Kornähren und anderen Graspflanzen wachsen, sind nicht so harmlos, wie sie aussehen. Sie können schmerzhafte Fremdkörperabszesse auslösen.
Vor allem im Sommer, wenn das Getreide nicht mehr grün, sondern reif und trocken ist, können die Borsten durch den Wind oder eine Berührung leicht abbrechen. Ob das Tier durch ein Getreidefeld rennt, auf einer Wiese herumtollt oder am Feldweg ins Gebüsch springt, letztlich kann es bei jedem Spaziergang Grannen aufgabeln. Entweder liegen sie bereits auf der Erde, dann können sie sich in Pfotenballen oder Zwischenzehenhaut bohren. Oder das Tier streift sie beim Vorbeigehen von den Ähren. Häufig dringen die Grannen dabei mit ihren spitzen Enden in Ohren, Nasenlöcher, Augen, Achseln oder Hautfalten ein. Dabei verhindern feine Widerhaken, dass das Tier sie durch Abschütteln wieder los wird. Meist wird sogar das Gegenteil erreicht: Wie kleine Pfeile können sich die Grannen durch die Bewegung weiter in den Körper arbeiten. Sitzt die Granne beispielsweise im Ohr, kann sie durch das Schütteln des Kopfes immer tiefer in den Gehörgang eindringen. In solchen Fällen muss der Fremdkörper endoskopisch entfernt werden.
Um solche Eingriffe zu verhindern, hilft eigentlich nur eines: die Achtsamkeit des Tierhalters. „Wenn möglich, sollte man in den Sommermonaten ausgedörrte oder abgemähte Felder meiden“, rät Dr. Felix Neuerer, Chef der Tierklinik Ismaning. Außerdem empfiehlt er, den Hundekörper täglich nach Grannen abzusuchen. „Vor allem auch Ohren, Augen, Nase und die Zwischenzehenräume sollte man kontrollieren. Außerdem sollte man das Fell etwas kürzen, speziell die Haare an den Pfoten, damit sich dort weniger Grannen verfangen.“ Zeigt das Tier trotzdem die typischen Symptome, rät er umgehend zum Tierarztbesuch.
INFO: www.tierklinik-ismaning.de

Toben und spielen bis der Arzt kommt!

Foto: shironosov – istock-photo, Carola Ostler